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Georgsmarienhütte

Ehemaliges Rittergut Osthoff - Harderburg

 

Start
Parkplatz "Rittergut Osthoff - Torhäuser"
Harderberger Weg
49124 Georgsmarienhütte


Charakter/Anspruch

x
ca 5 km
63 Höhenmeter

Wegezeichen: 10 (bis auf das Trackende)
Wald und Weiden

Besonderheiten

ehemaliges Rittergut Osthoff
Harderburg
 

Fotos: August 2013
 
Dieser Track führt um das ehemalige Rittergut Osthoff herum und durch das Gebiet der ehemaligen Harderburg. Er entspricht im wesentlichen dem offiziellen gut gekennzeichneten Wanderweg A10. Lediglich zum Schluss weicht die Wegführung ab, um nicht auf gleichem Wege zurückzugehen.
 


Wanderweg "Rittergut Osthoff" - A10

ehem. Rittergut Osthoff im Oktober 2007

Ruine auf dem Gelände der Harderburg
 

zum Vergrößern bitte die Fotos anklicken
 

"Unbekannte Schöne", so wird das Rittergut Osthoff in der Broschüre der Stadt Georgsmarienhütte anlässlich des Tages der offenen Tür 2011 genannt.
Und tatsächlich, als wir bei einer Wanderung 2007 zufällig hier vorbeikamen, wunderten wir uns. So ein schönes Gebäude, mitten im Wald, aber offensichtlich dem Verfall preisgegeben. Grundriss und gelber Anstrich ließen auf ehemals bedeutendere Zeiten schließen.

Danach erfuhren wir, es handelt sich um das ehemalige Rittergut Osthoff. Es ist denkmalgeschützt und mehr als 500 Jahre alt. Ursprünglich war es eine einfache Hofstelle des Kirchspiels St. Johann in Osnabrück.
1485 wurde diese von der Familie von Sparenberg in ein Gut umgewandelt. Später erhielt es die "Landtagsfähigkeit", durfte sich Rittergut nennen, verlor diese Bedeutung aber wieder, da die neuen Besitzer keine 16 adeligen Vorfahren nachweisen konnten. Erst nach dem 30-jährigen Krieg und mehreren Besitzerwechseln wurde es wieder Rittergut. Doch weiterhin wechselten Reichtum und Schulden wie auch die Besitzer. Selbst das Osnabrücker Ratsgymnasium konnte das Gut vorübergehend als sein Eigentum betrachten.
1878 wurde es dann von Justus Wedekind gekauft, der viel in die damals moderne "romantische" Gartengestaltung investierte. Der "Mäuseturm" am idyllischen Weiher z.B. zeugt noch heute davon.

1913 schließlich kaufte der Georgsmarienhütter Fabrikant und Kommerzienrat Ernst Stahmer das Gut und vergrößerte es, lebte mit seiner Frau jedoch in einer Villa am Fuße des Dörenberges. So konnten seine Frau und Tochter Ortrud im 1. Weltkrieg in den Gebäuden des Rittergutes Osthoff ein Lazarett für verletzte Soldaten einrichten.
Seine Tochter Ortrud heiratete Robert Jaffée vom Rittergut Sandfort (Voxtrup) und zog mit ihm auf das Gut. Ortrud Stahmer-Jaffée gründete hier 1932 ein Gestüt zur Zucht edler Pferde. Nach dem Tode ihres Vaters übernahm ihr Mann die Eisengießerei und spätere Maschinenfabrik des Gründervaters Carl Stahmer.
Laut Gordia Stahmer versteckten ihre Großeltern Ortrud und Robert Jaffée (selber als "Halbjude" gekennzeichnet) im Nationalsozialismus mehrere hundert Juden im Keller von Gut Osthoff und verhalfen ihnen zur Flucht. Er selbst wurde auf Veranlassung der Gestapo verhaftet und zur Zwangsarbeit erst nach Ohrbeck und dann in ein Lager in Eschershausen gebracht. Erst nach Ende des 2. Weltkriegs kam er frei.
Aus Sorge vor Übergriffen randalierender Banden holte er die britische regionale Militärkommendantur auf sein Gut. Auch später noch zeugen zahlreiche Pferdeschauen und Militärparaden von guten Kontakten zu den in Osnabrück stationierten Britten.
Robert Jaffée gehörte darüber hinaus dem 1. Deutschen Bundestag an.

Aber auch die Ära Stahmer-Jaffée auf dem Gut Osthoff fand jäh ein Ende.
Als die Maschinenfabrik 1996 Konkurs anmelden musste, haftete die letzte Stahmer-Nachfahrin Gordia Carola May, geb. Stahmer mit ihrem Privatvermögen und verlor dadurch auch das Rittergut Osthoff, ohne dass sich jedoch ein finanzkräftiger Käufer fand.
Unter den nun folgenden ungeklärten Besitzverhältnissen, einschließlich Bränden, verfiel das Gut zunehmend. 2008 beauftragte die Stadt Georgsmarienhütte die Niedersächsische Landgesellschaft mit einer Investorenausschreibung.
2011 konnte das Gut wieder instandgesetzt werden und erlangte nach vielen von dem Großteil der Bevölkerung abgeschiedenen Jahren jetzt auch wieder einen großen Bekanntheitsgrad. Seit 2012 teilen sich mehrere Besitzer das Gut. Verschiedene Unternehmen und ein Gestüt (Kasselmann) sind jetzt in ihm untergebracht.


Quellen:
►  http://www.georgsmarienhuette.de/seiten/epaper/Geschichte_Rittergut_Osthoff/epaper/ausgabe.pdf
►  Osnabrücker Familienforschung: http://www.osfa.de/publikationen/downloads/osf_26.pdf

 
Ehemaliges Rittergut Osthoff
 
Der Wanderweg führt zwar nicht unmittelbar an den Hauptgebäuden des Gestütes vorbei, wohl aber direkt an den Torhäusern, an den Pferdekoppeln, dem Turm am Teich und an wundervollen Alleen vorbei oder durch sie hindurch. Auch die sehr schöne Fernsicht auf die Rückseite des Gutes Osthoff ist bemerkenswert.
 
Gut Osthoff - Tag der offenen Tür - August 2013
 
Am Tag der offenen Tür im August 2013 gab es neben einem ansprechenden Festprogramm viele weitere Einblicke. Allerdings waren auch jetzt die Ritterrüstungen nicht echt, genauso wenig wie es hier früher edle Ritter mit Kettenhemd gab oder huldvolle Burgfräulein im Garten lustwandelten. Der Name "Rittergut" bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass das Gut einst die "Landtagsfähigkeit" besaß, d.h. auf dem Osnabrücker Landtag u.a. über die Höhe der Abgaben und Steuern mitentscheiden konnte.
 
Harderburg (Ruine) - umliegende Kotten - Blick Kloster Ohrbeck
 
Im weiteren kommen wir an einigen Kotten vorbei, genießen von einer Bank aus die wunderschöne Aussicht Richtung Kloster Ohrbeck und umrunden zum Teil das Naturschutzgebiet "Harderburg" Harderburg? Burg und nicht Berg?

Wir sind gespannt. Und tatsächlich, schon bald schimmern Mauern und Dachbalken durch die Bäume. Wir gehen in den Stichweg hinein, der vom markierten Wanderweg A10 abzweigt. Unser Blick fällt auf ein kleines arg ramponiertes Haus, das unmittelbar am Naturschutzgebiet mit seinen feuchten Wiesen, ursprünglichem Wildwuchs und Totholz liegt. Hinter dem Haus Spuren von  Grundmauerresten, großen Platten, und vielleicht auch vom Kanalsystem alter Gräften? ...
Wir stellen mal wieder fest, wir wissen nichts. Zeit, ein wenig im Vergangenen zu stöbern. Im Buch von Rudolf von Bruch  "Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück" werden wir fündig.

Es gab hier an der Grenze zu Malbergen tatsächlich eine kleine Wasserburg, die Harderburg.
Das Gut Harderburg war in der Zeit um 1500 n.Chr. ebenso im Besitz der Familie von Sparrenburg wie das Rittergut Osthoff. Erbfolgen und Verkäufe des gesamten Gutes oder einzelner Flächen führten aber auch hier immer wieder zu den unterschiedlichsten Besitzverhältnissen. Dem späteren Gutsbesitzer,
Konsistorialrat Justus Friedrich August Lodtmann gelang es 1787 die "Landtagsfähigkeit" zu kaufen. Er selber konnte als Bürgerlicher zwar nicht zum Landtag gehen, aber das Gut hatte durch die erworbenen Jagd- und Markengerechtigkeiten einen höheren Wert.

J.F.A. Lodtmann war zu seiner Zeit eine bedeutende Persönlichkeit. 1794 trat er die Nachfolge von Justus Möser an und war damit der wichtigste Beamte des Fürstbistums Osnabrück. Noch heute gibt es im Stadtteil Schölerberg die nach ihm benannte Lodtmannstraße. Er starb im März 1808 und wurde als erster auf dem damals gerade angelegten Hasefriedhof in Osnabrück begraben. Der Grabstein ist in der Mauer Ecke Bramscher Str. / Friedhofsstraße zu finden.

1917 schließlich fiel das Gut Harderburg durch Tausch gegen das Gut Wulften in den Besitz von Ernst Stahmer, der zu diesem Zeitpunkt ja auch schon das Rittergut Osthoff besaß.

Die heute sichtbare Ruine in diesem Bereich ist allerdings weder ein Rest der alten Wasserburg noch ein Rest des alten Herrenhauses, das der Sohn Lodtmanns 1818 zusammen mit weiteren Wirtschaftsgebäuden hier bauen ließ.
Sondern 1936 wurde auf den Grundmauern des Herrenhauses, von dem noch Kellergewölbe erhalten sind, dieses kleine Haus gebaut, das durch einen Brand vor ca 15 Jahren stark geschädigt wurde. Inzwischen gibt es einen neuen Eigentümer. So wie es aussieht, wurde politisch eine Lösung gefunden, die wesentliche Punkte berücksichtigt (Baurecht, Erforschung der Burgreste, Naturschutz), so dass der neue Eigentümer hier ein im Baustil dem alten Herrenhaus angepasstes Gebäude errichten kann. Die Presse wird sicher weiter berichten. Eingezäunt werden soll später nur ein kleiner Bereich um das Haus herum.

Städtebauliche Rahmenplanung Rittergut Osthoff / Harderberg (pdf)

Korrekturen oder auch ergänzende Infos zu meinen Ausführungen werden gerne entgegengenommen.

 


 
 
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